Innenansichten eines Berufsschullehrers
Den Blick öffnen, einen Perspektivwechsel vornehmen und dabei den eigenen Horizont erweitern. Im Rahmen seiner Fortbildung nahm Ali an dem Lehrkräftebetriebspraktikum Innenansichten teil. An fünf Tagen begleitet er unser IT-Systemhaus und durfte unseren Geschäftsführern, Teamleitern, Kulturmangerinnen und Techniker*innen über die Schulter gucken.
Im Gespräch mit einem Berufsschullehrer
Am Ende der fünf Tage suche ich das Gespräch. Ich möchte wissen wie es Ali erging, hat er durch das Programm die erhofften “Einsichten” gewonnen, was nimmt er mit und was hätte er so nicht erwartet? Im folgenden Interview berichtet der Berufsschullehrer über seine Zeit bei compositiv und
über lässt uns an seinen gesammelten Erfahrungen teilhaben.
Das Interview
Eva: “Erzähle uns doch erstmal ein paar Worte über dich, Ali.”
Ali: “Gern. Nach meinem Wirtschaftsingenieurwesen Studium habe ich das Referendariat zum Berufsschullehrer in Hamburg absolviert. Mit dem zweiten Stattsexamen bin ich anschließend an die BS22 in Altona (ehemals G10 Altona) gegangen. Hier unterrichte ich Elektroniker verschiedener Fachrichtungen aus dem Handwerk und der Industrie. Von Anfang an habe ich mich an (Entwicklungs-)Projekten beteiligt und unterschiedliche Funktionen an meiner Schule ausgeführt. Neue Wege auszuprobieren und bestehende Prozesse zu überarbeiten haben mich schon immer gereizt. Mittlerweile bin ich im Führungskräftenachwuchs Programm des HIBB und kann diese Themen vertiefen. Der Baustein „Innenansichten“ des Programms wird in Kooperation mit der Handelskammer Hamburg durchgeführt. Dabei hospitieren Lehrkräfte in Hamburger Unternehmen und lernen Prozesse und Abläufe aus der Wirtschaft kennen. Hier bin ich also!”
Eva: “Du warst nun an insgesamt fünf Tagen bei uns im Unternehmen. Welche Stationen durftest du kennenlernen und was hast du mitgenommen?”
Ali: “An jedem Tag habe ich in einem anderen Bereich hospitieren und hatte so die Möglichkeit das Unternehmen aus unterschiedlichen Perspektiven kennenzulernen. Begonnen habe ich mit der Kollegin für Kommunikation und Disposition. Nach einem offenen und angenehmen Onboardingprozess habe ich nach und nach viele Bereiche kennengelernt. Techniker aus dem Linux- und dem Microsoft Team haben mir ihre Arbeitsbereiche und vor allem Abläufe gezeigt. Sogar ein Besuch im Rechenzentrum wurde mir ermöglicht. Die Arbeitsprozesse fand ich sehr interessant und hatte sehr viele Fragen. Diese wurden umfangreich und mit viel Geduld beantwortet. Beide Teamkoordinator*innne haben sich mit mir über Herausforderungen und Strukturen in ihren Teams unterhalten. Wir haben auch die Verschiebung der Aufgabenbereiche von Technik zu Verwaltung thematisiert. Zu meiner Freude haben sich auch beide Geschäftsführer die Zeit genommen sich mit mir über das operative Geschäft, die Mitarbeitergewinnung und zukünftige Strategien zu unterhalten. Vor meiner Hospitation habe ich mir darüber Gedanken gemacht, wie es dem Unternehmen gelingt Linux und Windows Leistungen anzubieten. Jetzt wo ich da war bin ich beeindruckt, wie gut es umgesetzt wird.
Eva: “Gibt es etwas, das du so nicht erwartet hättest oder etwas das dich bis jetzt nicht löslässt, weil du immer wieder darüber nachdenken musst?”
Ali: “In der Tat gab es mehrere Dinge, die ich so nicht erwartet hatte. Zwei Punkte möchte ich besonders hervorheben, die eigentlich klar sein sollten, im Alltag manchmal zu kurz kommen. Zum einen handelt es sich um die Integration von neuen bzw. zukünftigen Mitarbeitenden (Auszubildende) und zum anderen geht es das Angebot bzw. die Möglichkeiten sich für die Arbeit und/oder privat weiterzubilden. Das Arbeitsfeld ist komplex und stellt hohe Anforderungen an Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Daher können und sollen Auszubildende mit Beginn der Ausbildung direkt am Tagesgeschäft teilnehmen. Sie lernen an konkreten Aufträgen und werden durch die erfahrenen und hilfsbereiten Kolleginnen und Kollegen unterstützt. Es ist schön zu sehen, wie den Auszubildenden vom ersten Tag an Vertrauen geschenkt und Verantwortung übertragen wird. Natürlich hilft es ein erfahrenes Team im Hintergrund zu haben. Gemeinsam mit den Teamkoordinatoren wird im Laufe der Ausbildung der Arbeitsschwerpunktes gelegt und gefördert. Das leitet zum zweiten Punkt über. Die stetige Fort- und Weiterentwicklung ist gerade im technischen Bereich wichtig, wenn nicht sogar Pflicht. Die Möglichkeiten, die Compositiv bietet, sich inhaltlich und auch persönlich weiterzuentwickeln haben mich sehr beeindruckt. Zu den benötigten Zertifizierungen werden auch über den gesetzlichen Rahmen hinaus (Bildungsurlaub) persönliche Weiterbildungen gefördert. Das halte ich, in einer wachsenden Branche mit Fachkräftemangel, für eine sehr weitsichte Entscheidung, die auch ein gesundes Arbeitsklima schafft.”
Eva: “Zum Schluss würde mich interessieren, ob du eine Idee oder einen Ansatz für deine Schule adaptieren möchtest und wenn ja welchen und warum?”
Ali: “Veränderungsprozesse finden ständig statt. Sei es durch externe Schocks (Pandemie) oder Veränderungen im Geschäftsbereich/ in der Branche. Hierin haben wirtschaftliche Unternehmen deutlich mehr Erfahrung und sind meist flexibler in der Anpassung (Umfang und Geschwindigkeit). Zu Beginn der Pandemie mussten Betriebe teilweise sehr große Veränderungen an ihren Abläufen vornehmen. Mir hat bei Compositiv besonders gefallen, dass nach den Lockerungen, nicht direkt wieder in den Vorpandemie-Zustand zurückgeschaltet wurde. Erfolgreiche Konzepte wurden beibehalten. Auch wurde auf das wachsende Unternehmen reagiert und die Organisationsstruktur angepasst und erweitert.
Auch der Bildungssektor wandelt sich und auch hier werden neue Organisationsstrukturen und Methoden getestet. Es gibt Schulen, die vieles Ausprobieren und auch das HIBB treibt mit unterschiedlichen Maßnahmen moderne und notwendige Veränderungen voran. Die Bereitschaft Veränderungen durchzuführen, gutes beizubehalten und neue Gegebenheiten zeitnah zu akzeptieren möchte ich gerne mitnehmen und aktiv in unsere Organisation tragen.”
Lieber Ali, ich danke dir für das Interview und wünsche dir viel Freude und Erfolg beim Ausprobieren deiner neuen und mitgenommen Ideen. Auch wir empfanden die Zeit mit dir als extrem wertschätzend. Danke für dein aufrichtiges und umfangreiches Feedback.
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